Interview: Rehacare 2022
Semanux war letzte Woche das erste Mal auf der Rehacare Messe in Düsseldorf als Aussteller. Neben interessanten Gesprächen mit Besucher*innen und andern Aussteller*innen hat unser Gründerteam noch viele andere Eindrücke sammeln können. Deswegen haben wir Florian und Lukas gefragt, wie sie diese vier Tage Messe erlebt haben.
Die Rehacare ist weltweit die größte Messe in den Bereichen Pflege und Rehabilitation. Für uns als aufstrebendes Start-up eine tolle Bühne zur Präsentation unseres Produkts.
Florian: Ich war begeistert, wie die Leute unsere Demo ausprobiert haben. Es gab einen Moment, an dem ein junger Mann seine Augenbraue hochzog und zu seinen Begleiter*innen sagte: „Wow nur mit einer Webcam? Ich kenne jemanden, der genau das braucht!“
Lukas: Ja, echte Freude und Interesse an unserem Produkt zu sehen und zu hören, wie es das Leben der Menschen in Zukunft erleichtern könnte. Der Kontakt mit den Besucher*innen war etwas ganz besonders.
Florian: Ein besonders schöner Moment war in diesem Zusammenhang für mich die Begegnung mit einem Mann mit schwerer Muskelspastik. Er hat unsere Demo gesehen und war sehr froh, dass wir an Software für motorisch behinderte Menschen arbeiten. Er benutzte einen Sprachcomputer mit Linux und war es gewohnt, dass neue Software meist nur für Windows entwickelt wird. Doch da wir momentan daran arbeiten, dass unsere Software demnächst auch in der Mac-Variante verfügbar ist, war er zuversichtlich, dass Semanux auch bald seinen Alltag bereichern wird.
Lukas: Ja, ich habe jemanden getroffen, der mir erzählt hat, dass sein Unternehmen viel Geld ausgibt, damit er mit seiner Behinderung barrierefrei im Büro arbeiten kann. Wenn er aber nach Hause kommt, kann er nichts mehr mit einem PC machen, weil die Krankenkasse nicht dafür aufkommt, dass seine Wohnung ähnlich wie das Büro ausstattet ist. Er hat keine Möglichkeit, das selbst zu bezahlen. Für ihn ist Semanux in Kombination mit einer einfachen Webcam die Lösung, mit der er auch privat so viel Neues möglich machen kann.
Wir haben dadurch festgestellt, wie individuell Behinderungen sein können. Das bedeutet, dass wir unseren Benutzer*innen viele individuelle Anpassungsmöglichkeiten bieten müssen, damit sie Semanux genau auf ihre Bedürfnisse zuschneiden können. Dabei ist eine Herausforderung dafür zu sorgen, dass unsere Software nicht zu kompliziert wird, sondern einfach zu bedienen und einsteigerfreundlich bleibt!
Florian: Aber das bekommen wir hin :) Wir könnten auf der Messe sehen, wie lösungsorientiert die Branche ist und wie Feedback-freudig die Kund*innen sind. Diese Kombination treibt die Entwicklung enorm voran. Die meisten anderen Aussteller*innen haben es begrüßt, dass Start-ups mit Softwarekenntnissen auf den Markt gekommen sind. Denn im Allgemeinen wird der Markt von spezialisierten Hardware-Firmen dominiert, und deren Software ist nicht sehr an die neuesten Trends in Sachen Benutzerfreundlichkeit und UX-Design angepasst.
Lukas: Wahrscheinlich aufgrund meines Hintergrunds in Computerlinguistik war ich daran interessiert, Kommunikationsmittel zu sehen, die Menschen eine Stimme geben, die vielleicht keine eigene haben. Je nach den kognitiven und motorischen Möglichkeiten der Benutzer*in gibt es sehr unterschiedliche Lösungen, zum Beispiel von Humanelektronik, Jabbla und Tobii.
Florian: Naja, wenn wir ehrlich sind, dann das 32 Tage, genug sind, um eine Messe vorzubereiten, wenn man das richtige Team hat!
Lukas: Meine persönliche Erkenntnis ist, wie einfach es ist und viel Spaß es macht, mit den Messebesucher*innen zu sprechen und unser Produkt zu präsentieren. Für uns als Team ist es wahrscheinlich die Erkenntnis, dass wir zu unserer nächsten Messe eine Kaffeemaschine mitbringen :)
Eine Aufnahme der Demo am Stand von Florian auf Deutsch und von Lukas auf Englisch könnt ihr auf unserem YouTube-Kanal anschauen: